Montag, 22. November 2010

interfilm Festival 2010.

In den vergangenen Tagen fand das interfilm Festival statt. Aus Zeitgründen konnte ich leider nur einige der Kurzfilmblöcke anschauen, die, wie ich spätestens am Freitag feststellen musste, doch starke Qualitätsunterschiede aufwiesen. Speziell das "Karambolage"-Programm hinterließ nicht nur bei mir eher Gleichgültigkeit. Zudem kämpfte jede von mir besuchte Filmvorstellung mit (meist eher leichten, aber nichtdestoweniger auffallenden) Technikschwierigkeiten, die alle vermeidbar erschienen. Überprüft vor dem Festival eigentlich jemand ob die DVDs (ja, DVDs) überhaupt laufen? Ärgerlich waren aber vor allem die völlig inhaltsleeren und mehr als einmal schwere Fremdschämattacken auslösenden Kurzgespräche mit den anwesenden Filmschaffenden. Hier wurde eine Chance vertan dem Publikum einen echten Mehrwert gegenüber den Kurzfilmplattformen im Internet zu bieten und Details oder Anekdoten aus der Produktion zu vermitteln. Aber ich möchte Menschen, die genug Begeisterung für den Film aufbringen ein ganzes Festival zu organisieren, nicht zu viele Vorwürfe machen. Was bleibt, ist die Erinnerung an ein paar tolle Beiträge. Am kommenden Freitag laufen die Preisträgerfilme noch einmal im Babylon. Meine fünf Favoriten (ohne Ordnung):

"Aargh" (Trailer) - Ein ehemaliger Animationsfilmstar und Kultfigur in Japan tritt sein nach-Berühmtheits-Leben an. Wunderbar liebenswertes Mockumentary über das Finden eines Platzes im Leben und ein kleines "Fick dich!" an Thilo S. Wenn Aargh akzeptiert werden kann, dann klappt das auch mit meinen Neuköllner Nachbarn. (9/10)

"Teheran Kitchen" (Trailer) - Die drei selbstironischsten Köche der Welt arbeiten übrigens in einer Mensa in Teheran. Dort terrorisieren sie schlimmstenfalls Studierende mit schlechtem Kebab und liefern nebenbei ein sympathisches Bild des Irans abseits des Ahmadinedschad-Atomwaffen-Unterdrückungs-Einerleis. (8/10)

"Die blaue Periode" (Trailer) - Eine Parodie auf den täglichen Soap-Opera-Wahnsinn. Glaub ich jedenfalls. Immer wenn mensch denkt der Regisseur und Drehbuchautor Sergej Moya hat den denkbar am abstrusesten gestellt wirkenden Dialog des Filmfestivals vorgelegt, setzt er noch einmal nach - und trotzdem bleibt immer das Gefühl, das alles tatsächlich schon einmal im deutschen Fernsehen ertragen haben zu müssen (hier setzt es Verbkonstruktionen die an einem Montag um diese Zeit nur gefährlich sein können!). (9/10)

"Der kleine Nazi" - Es lässt sich inzwischen wohl eine Korrelation zwischen Lustigkeit des Films und meiner Bewertung desselben ausmachen. Auch hier wird gelacht, wenngleich auf andere Weise, da der Film mit Subtilitäten eher geizt. Aber ein Weihnachtsfest mit dementer Oma, Nazi-Andenken und ja, richtig geraten, jüdischem Gast? Geht natürlich immer. (7/10)

"Smolarze" (Ausschnitt) - Es geht aber auch mit nur wenig Humor. Eine überzeugende Charakterstudie aus der polnischen Provinz im bedachtsamen Takt, komplettiert von wunderschönen Bildern (und Hund- & Katzencontent). (8/10)

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