"Hoffnung auf den Feierabend, Hoffnung auf das Wochenende, all diese lebenslängliche Hoffnung auf Ersatz, inbegriffen die jämmerliche Hoffnung auf das Jenseits, vielleicht genügte es schon, wen man den Millionen angestellter Seelen, die Tag für Tag an ihren Pulten hocken, diese Art von Hoffnung nehmen würde: - groß wäre das Entsetzen, groß die Verwandlung. Wer weiß! Die Tat, die wir Verbrechen nennen, am Ende ist sie nichts anderes als eine blutige Klage, die das Leben selbst erhebt. Gegen die Hoffnung, ja, gegen den Ersatz, gegen den Aufschub..."
(Max Frisch, in: "Graf Öderland", S. 66)
"'Alles hat nun einmal seine Vor- und Nachteile', und schon wird das Unzumutbare zumutbar - als Nachteil, der wiederum nichts als eine notwendige Eigenheit jedes Vorteils ist. Die Vorteile waren in der Regel nur mangelnde Nachteile: kein Lärm, keine Verantwortung, keine Arbeit für Fremde, kein tägliches Getrenntsein vom Haus und von den Kindern. Die tatsächlichen Nachteile wurden also durch die fehlenden aufgehoben. Alles daher nicht halb so schlimm; man wurde spielend damit fertig, im Schlaf. Nur war bei dem allem kein Ende abzusehen."
(Peter Handke, in: "Wunschloses Unglück", S. 65)
"It's a disease. Nobody thinks or feels or cares any more; nobody gets excited or believes in anything except their own comfortable little God damn mediocrity."
(Richard Yates, in: "Revolutionary Road", S. 62)
"Mit letzter Kraft klammert er sich an die Zweige, die über dem kleinen, Hochwasser führenden Fluss hängen. Der Mann sucht mit den Füßen Halt am steilen Ufer, aber die Strömung ist zu heftig. Er spürt, wie seine Hände von den nassen Blättern gleiten, betrachtet sie, als hoffe er, sie blieben auf diese Weise an ihnen haften. Sein Blick fällt auf die Armbanduhr, und er stellt mit Erstaunen fest, dass er noch keine fünf Minuten im Wasser ist. Während er gegen die Strömung kämpfte, mit Händen und Füßen um sich schlug und den treibenden Zweigen und Gegenständen auswich, hätte er schwören können, er sei schon jahrelang der Kraft des Wassers ausgesetzt. Es wäre besser, denkt er, keine Uhr zu haben, aber er kann sie nicht ablegen, er muss vielmehr zusehen, wie der schmale Zeiger ihm die Sekunden von der Zeit, die ihm noch bleibt, stiehlt, bis er zuerst einen und dann den anderen Zweig aus den Händen lässt."
(David Albahari, in: "Die Kuh ist ein einsames Tier", S. 86)
"Die Menschen, welche nur noch zu atmen vermögen, sterben niemals."
(Émile Zola, in: "Thérèse Raquin", S. 46)
Montag, 18. April 2011
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