"Seit jeher, weißt du, hatte es ihm das Abenteuer des Lesens noch verstärkt, sooft das Buch von außen irgendwie beschädigt war, angebrannt, angeschimmelt, mit verklebten Seiten, einem strengen, seinetwegen pilzmodrigen Geruch. Manche neuen, auf das Lesen wartenden Bücher ließ er eigens im Freien, bis sie an der Luft halb vergilbten, sich wellten vom Nachttau oder, warum nicht, einem leichten Regen, und bevor er dann ans Lesen ging, bog er das ganze Buch, was das Zeug hielt, schlug es gegen die Wand, spielte Fußball mit ihm, schleuderte es an die Decke, und mitten im schönsten Lesen, wenn es draußen schneite oder, noch besser, hagelte, konnte es vorkommen, daß er ins Freie ging und die Seiten, die er gerade las, mit einer Schneewächte überziehen oder von den Hagelkörnern gehörig ankartätschen ließ, wonach das Lesen womöglich noch um eins schöner wurde."
(Peter Handke, in: "Die morawische Nacht", S. 332f)
Manche meiner Bücher scheinen durch Peter Handkes Hände gegangen zu sein.
Montag, 12. Oktober 2009
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